Bildungswesen im freien Fall

 

Als ehemalige Lehrerin verfolge ich seit einigen Jahren den rasanten Absturz unseres Bildungssystems!

Ich stelle mir die Frage: Ist die Schulbildung noch zu retten?

Das deutsche Schul- und Bildungssystem vom freien Fall aufzufangen wird viele Jahre dauern. Dieser freie Fall hat nicht allein damit zu tun, dass es zweieinhalb ,, Corona´´ Schuljahre mit einem Ausfall von Hunderten von Schulstunden für jeden einzelnen Schüler gab.

Nicht wenigen Schülern ist ein freiwilliges Wiederholen eines Schuljahres zu empfehlen oder Kurse an Samstagen und Feiertagen zu besuchen. Die Ursache für das Schuldesaster ist, das mit immer mehr Abiturientenquoten und einen Tsunami an Einser- Zeugnissen vertuscht wird, liegen tiefer.

Es fehlen zigtausende an Lehrkräften. Folge: Unterrichtsausfall.

Ein großes Problem sehe ich in der übergroßen Zahl an Lehrkräften, die Teilzeit arbeiten. Mehr als 155 000 Lehrer,  verbeamtete sowie angestellte, waren im Schuljahr 2020/21 an den bayerischen Schulen beschäftigt.

Doch nur 45% von ihnen arbeiteten in Vollzeit! An den Grundschulen herrscht ein noch größeres Übel. Ein Schultyp, an dem zu 90,5% Frauen unterrichten! Vor allem zieht es viele verbeamtete Lehrkräfte in die familienpolitische Teilzeit. Der § 89 im Bayerischen Beamtengesetz erlaubt, dass man zur Betreuung der Kinder bis zu deren 18. Lebensjahr oder zur Pflege Angehöriger Teilzeit von mindestens acht Unterrichtsstunden pro Woche nehmen kann, bei den Grundschullehrkräften beträgt die Mindestzahl sogar nur sechs Stunden.

Dem Kultusministerium, so der leitende Ministerialrat Roland Krügel, seien die Hände gebunden, solange der Paragraph 89 nicht geändert wird!

An das Bayerische Beamtengesetz will sich in diesem Wahljahr keiner heranwagen. Die familienpolitische Teilzeit gilt für das gesamte Beamtenwesen. Mit diesem will es sich niemand verderben.

So bleibt alles nur wieder bei Appellen! Zu dieser gesetzlichen Regelung stelle ich mir die Frage: Müssen eine Mutter oder ein Vater ihr Kind bis zum 18. Lebensjahr so intensiv betreuen, dass sie ihre Arbeitszeit auf acht beziehungsweise sechs Unterrichtsstunden pro Woche reduzieren können und das ohne Prüfung der Situation? Auch das allein macht das Desaster nicht aus.

Eine willkürliche Zuwanderungspolitik hat vielen Schulen Klassen beschert, in denen Schüler deutscher Muttersprache Randgruppen sind, die schulischen Ansprüche wurden gezwungenermaßen heruntergefahren. Das Leistungsprinzip wurde eindeutig den neuen Gegebenheiten angepasst.       Aus Lehrplänen wurden Leerpläne, aus ergebnisorientierter Schule wurde ein erlebnisorientierter ,,Lebensraum Schule´´, Quereinsteigerprinzip soll eine Lösung bringen? Wenn man das alles sieht und hört, wird einem Angst und bange.

Ursprünglich aus Sachsen-Anhalt kommend, hörte ich nun, dass dort zunächst für 12 Schulen modelhaft eine 4 + 1 Schultagewoche eingeführt wird.

Was heißt das? An vier Tagen findet halbwegs regulärer Unterricht statt. Ein fünfter Tag ist ,, selbst organisiertem Lernen´´ gewidmet.

Nun stelle man sich vor, was das für Schüler bedeutet, denen erst einmal die Basis des Lesens, Schreibens und Rechnens beizubringen wäre.

Wohin man schaut.: Bankrotterklärungen.

Es braucht einen pädagogischen Herkules, der das ganze Chaos in die richtigen Bahnen lenkt!

Angelika Eibl